Inzwischen bin ich seit über 44 Tagen in Finnland, und damit ist die halbe Zeit meines Auslandsaufenthaltes auch schon wieder vorbei. Zeit für ein Zwischenfazit!
Nachdem die ersten Wochen wegen der neuen Umgebung doch sehr aufregenden waren, ist über die folgende Zeit doch recht schnell Ruhe eingekehrt und es hat sich ein gewisser Alltagstrott entwickelt, in dem die Zeit doch immer sehr schnell verfliegt. Vor drei Wochen war ich für eine Woche in Lappland unterwegs, die Woche danach lag ich mit einer Erkältung im Bett 🙁 Ich merke aber auch, wie ich wieder in alte Muster zurückfalle: Die Liste an Dingen, die man noch machen müsste oder könnte (Blogartikel schreiben, Freunden auf Nachrichten antworten, mehr Folgen von diesem neuen Podcast hören, das mitgebrachte Buch lesen, …) wird schneller länger als man sie abarbeiten könnte, und schon kommt man sich wieder von seiner Todo-Liste fremdbestimmt vor. Für mich ist es echt spannend zu sehen, wie sich diese Situation von selber entwickelt, ich glaube dadurch habe ich mich wirklich selber besser kennen gelernt.
In der verbleibenden Zeit habe ich vor allem in der Uni an meinem Projekt gearbeitet. Dort komme ich gut voran, es ist wirklich erstaunlich, wie viel man schaffen kann wenn man sich auf ein einzelnes Projekt konzentriert 🙂 Dennoch wäre es besser gewesen, mit einem genaueren Plan hier her zu kommen. Es ist weiterhin etwas unklar, was der eigentliche Forschungsaspekt an meinem Projekt hier sein soll, wohin das ganze eigentlich führen soll. Auch das ist eine Erkenntnis aus meinem Auslandsaufenthalt: In der Gruppe hier steht die Forschung hier mehr im Fokus als in Hannover. Am Anfang eines Projektes steht eine Idee, danach wird soweit umgesetzt wie es nötig ist, um die Idee zu verifizieren und Messwerte zu bekommen. In Hannover liegt der Fokus mehr auf einer vollständig lauffähigen Umsetzung (oft in Kooperation mit einem Unternehmen), was man davon wissenschaftlich verwerten kann wird eher im Nachhinein geschaut. Mir ist dadurch auf jeden Fall bewusst geworden, dass ich mir ein klareres wissenschaftliches Ziel für meine Forschung wünschen würde. Das ist etwas, dass ich für mich selber klären muss, wenn ich im nächsten Jahr meine Dissertation zusammenschreibe.
In den ersten Tagen hatte ich ja relativ schnell Kontakt zu ein paar Studenten hier bekommen, und gehofft direkt eine Freundesgruppe gefunden zu haben. Leider ist der Kontakt aktuell doch eher sporadisch. Auch wenn ich mich aktuell nicht einsam fühle, ist es doch eine wichtige Erkenntnis, dass es nicht so leicht ist, neue Freunde zu finden.
Mein Zwischenfazit fällt entsprechend positiv aus: Auf Seiten der Arbeit hat mir der Auslandsaufenthalt ermöglicht viel konzentrierter zu arbeiten, als es zu Hause möglich gewesen wäre, und der direkte „Zugriff“ auf die TTA-Experten hier vor Ort ist natürlich ebenfalls hilfreich. Vor allem auf der persönlichen Seite bin ich aber sehr zufrieden: Ich habe neue Menschen und Sichtweisen kennen gelernt, aber vor allem anderen mich selber beobachten können und viel besser verstanden, was mir gut tut und was nicht.
Und auch etwas praktisches habe ich gelernt: In Finnland hat jeder über seiner Spüle einen Schrank mit Abtropfgittern, wo man das Geschirr nach dem Abwasch einfach reinstellt. Damit sparrt man sich das Abtrocknen. Sehr schlau 🙂