Mein Forschungsaufenthalt hier in Finnland besteht natürlich nicht nur aus Arbeit, ich wollte auch das Land ein wenig kennen lernen. Zufälligerweise hatten sich zwei Freunde von mir vorgenommen dieses Jahr mit einem Interrail-Ticket durch Nordeuropa zu fahren, und so haben die beiden mich in Finnland besucht, und wir haben uns zusammen auf in den „hohen Norden“ nach Lappland gemacht. Unser Ziel war dabei „so weit nördlich wie möglich“, wir wollten also bis zum Nordkapp.
Los ging es für mit einer Zugfahrt nach Rovaniemi. Das ist der letzte große Ort in Finnland auf dem Weg in den Norden, danach gibt es keine Zugverbindungen mehr, und auch die Besiedlung wird dünner. Dort habe ich dann ein Auto gemietet. Rovaniemi liegt auf dem nördlichen Polarkreis, und genau auf dem Polarkreis liegt auch das „Weihnachtsmanndorf“. Das besteht im Wesentlichen aus einem Souverniershop sowie einer Möglichkeit für 30€ (!) ein Foto mit dem Weihnachtsmann zu machen. Immerhin gibt es auch ein Postamt von dem man Weihnachtsgrüße verschicken kann, alternativ sammeln sie die Post auch, und verschicken sie die Post dann erst zu Weihnachten. Das Postamt wird von der finnischen Post („Posti“) betrieben, falls man dort arbeitet ist es aber offenbar Pflicht das ganze Jahr eine Weihnachtsmütze zu tragen…
Ein anderer Gast in meinem Hostel hatte mir den Tipp gegeben, dass es in der Nähe von Rovaniemi auch eine deutsche Kriegsgräberstätte gibt. Da ich nicht wirklich einen Plan hatte, bin ich dann mit dem Auto dort hingefahren und habe sie mir angeschaut. Die Stätte wird von einem deutschen Verein betrieben, entsprechend sind alle Beschilderungen in Deutsch. Dort liegen 2530 gefallene Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg begraben. Im Eingangsbereich befindet sich ein Buch mit den Namen aller gefallenen. Die Einleitung endet mit den Worten „Die Gefallenen fordern den Frieden in Europa“, ein Satz der heute aktueller ist den je und mich noch mal daran erinnert hat, wie sinnlos ein Krieg ist. Das war auf jeden Fall ein unerwarteter, aber durchaus interessanter Teil der Reise.
Von Rovaniemi ging es dann mit dem Auto nach Kiruna, in Schweden. Die Überfahrt nach Schweden war unkompliziert, bis auf eine höhere Anzahl an Kameras an der Grenzbrücke war nichts von der Staatsgrenze zu bemerken. Kiruna ist ein ziemlich verschlafenes Kaff, kalt und neblig, mit leeren Straßen. Es erinnerte mich ein wenig an einen Horrorfilm… Statt Zombies gab es dann im Hostel am nächsten morgen ein enorm gutes und reichhaltiges Frühstück. Auch für Kiruna hatte ich nicht wirklich einen Plan gemacht, ein Blick ins Internet zeigte mir dann das „Esrange Space Center“ was interessant klang. Zunächst dachte ich, dass wäre eine Art Museum, dann wurde mir aber klar, dass es ein Forschungszentrum ist, von dem Höhenforschungsraketen und Wetterballons gestartet werden. Die Lage ist optimal, da dort oben nur sehr weniger Menschen leben ist, ist die Gefahr bei der Landung jemanden zu treffen sehr klein. Tatsächlich soll die MAIUS-2 Rakete an der einer der Freunde, die mich besuchen kamen, im Rahmen seiner Promotion forscht von genau dort starten. Die Anlage liegt wirklich weit draußen, im Wesentlichen fährt man 16km lang geradeaus durch einen Wald. Unterwegs kommt man noch an einer Kommunikationsstation der ESA vorbei. Vor Ort durfte man erwartungsgemäß das Gelände nicht betreten, es gab am ein (sehr kleines) Besucherzentrum in dem ein bisschen was von der Arbeit dort erzählt wurde und ein paar alte Raketen und Nutzlasten gezeigt wurden.
Von Kiruna ging es dann weiter nach Abisko, einen „Dorf“ das im Wesentlichen aus einem Supermarkt, einem Hostel und einer Touristeninformation besteht. Das Hostel hatte nicht mal Schlüssel für die Türen, ungebetene Besucher waren wohl eher selten 🙂 Wesentliches Highlight ist der Abisko Nationalpark, in dem man Wandern kann. Das habe ich dann auch gemacht, wobei ich sagen muss, dass das alleine nicht so mein Ding ist. Die Landschaft war durchaus schön, aber insgesamt war es vor allem kalt, matschig und ein bisschen langweilig. Natürlich hatte das Hostel eine Sauna, wo sich dann auch abends alle Gäste eingefunden haben.
Am nächsten Tag kamen meine Freunde dann mit dem Nachtzug direkt in Abisko an. Wir sind dann noch mal durch den Nationalpark gewandert, zu dritt hat das dann schon deutlich mehr Spaß gemacht. Danach sind wir mit dem Auto weiter nach Tromsø in Norwegen. An der Grenze wurden wir tatsächlich kontrolliert, der Beamte dort war aber sehr freundlich und hat nur einen kurzen Blick in unser Auto geworfen. Teil 2 folgt demnächst…
Ein Gedanke zu „Lappland-Tour: Teil 1“