Ich hatte ja schon mal darüber geschrieben, das ich den diesjährigen Urlaubsfilm nicht wie letztes Jahr mit Pinnacle VideoSpin schneiden will, sondern mit Lightworks.
Damals war ich mir nicht so sicher, da das Programm doch sehr professionell ist, und es mir an Effekten fehlte. Doch jetzt habe ich mich mal rangewagt, und ich denke es war eine gute Entscheidung. Allerdings habe ich nicht alles in Lightworks gemacht, sondern mir noch ein paar Zusatzprogramme zu Hilfe genommen.
Los geht es mit dem Import. Den kann Lightworks zwar per FireWire direkt von der Kamera, aber ich wollte eigentlich nach Szenen getrennte Clips, und ich gehe davon aus, das Lightworks dann nur einen endlos langen Streifen produziert. Den Import hat also Windows direkt und ohne Probleme übernommen. Kamera anschließen, komplettes Band einlesen lassen, und eine Stunde später hat man 12,5 GB an Video in einer AVI Datei.
Praktischerweise speichert die Kamera die aktuelle Uhrzeit mit auf dem Band (obwohl ich gar nicht wusste, das sie eine Uhr hat…), und diese Daten landen auch in der AVI Datei. Das ist das Stichwort für Scenalyser. (Der Link für zur Freeware Version) Das kleine Programm schneidet die riesen Datei anhand der Uhrzeiten in einzelne Szenen. Hat bei mir perfekt funktioniert. Weitere 12,5 GB AVI Dateien…
Jetzt kommt schon Lightworks in Spiel. Hier werden die Datei erst mal importiert (weitere 12,5 GB…) und dann in Bins sortiert und dann geschnitten. Ein paar Tipps:
- Um Cue-Points auf dem Audio Kanal zu setzen, immer die rechte Maustaste benutzen!
- Vollbild Vorschau gibt’s mit F12.
- Wer Überblendeffekte will, muss die beiden Clips erst etwas kürzen (damit sie sich später überlagern können), das macht Lightworks nicht von selbst (wie viele andere Programme)
- Gelb ist keine gute Farbe für „Greenkeying“… Haut ist auch gelb…
- Im Kontextmenü eines Edits kann man „Audio Waveforms“ aktivieren. Praktisch, wenn man den Ton nur bei Kommentaren haben will, und sonst Musik überblenden will.
- Wenn Lightworks abstürzt, kein Problem, es speichert nach jedem Klick.
- Wer die Videodateien auch auf die C: Platte packen will, muss das erst im Disk Manager erlauben!
Wenn man das erst mal drauf hat, geht es recht gut mit Lightworks. Teilweise konnte ich allerdings keine Keyframes setzen, das fand ich etwas blöd.
Der nächste Punkt waren Fotos. Ich habe rund 120 Fotos im Urlaub gemacht, und ein paar (~50) sollten auch in den Film. Zwar kann Lightworks theoretisch mit Fotos umgehen, in der Praxis ist das aber sehr umständlich. Daher habe ich mich nach einem Diashowprogramm umgesehen, aber wurde überrascht: Picasa hat das schon eingebaut! Zwar nicht ganz perfekt, aber ausreichend. Das Video wird leider als WMV gespeichert, die Lightworks nicht importieren kann.
Also dachte ich mir, wandle ich es mit FormatFactory eben in ein AVI um. Leider ist das Bild dann komplett grün und der Ton ist weg. Warum auch immer… Die Lösung war es dann das Video in MOV umzuwandeln. Das kann Lightworks zwar importieren, aber jedesmal wenn ich das Video abspielen will, stürzt es fast ab 🙁
Als letztes fehlten dann noch Titel, Abspann und ein paar Einblendungen im Film. Theoretisch kann Lightworks hier eine externe „CG Application“ (Computer Graphics?) aufrufen, aber das klappt – auch mangels eines solchen Programmes – nicht. Doch man muss nur ein bisschen improvisieren: Benutzen wir doch einfach PowerPoint. Animationen sollten damit kein Problem sein, und es kann auch Videos exportieren. Auch dazu ein paar Tipps:
- Man kann den Folienhintergrund zwar transparent machen, aber dann ist er im Video weiß. Lieber das bekannte Magenta benutzen, das kann man in Lightworks dann per Colorkeying super entfernen.
- PowerPoint ist mächtig – aber es kennt keine Keyframes. Ich bin mit meinen einfachen Überblendungen schon an den Rand der Möglichkeiten gestoßen.
- PowerPoint kennt zwar Animationspfade, aber es kann keine Linie entlang eines Pfades zeichnen. Kann kann nur versuchen Linien in grade Stücke zu schneiden, und die dann per „Wischen“ einzublenden
- Man kann beim Export angeben, wie lange jede Folie angezeigt werden soll. Die Zeit zählt nicht erst wenn die Animationen vorbei sind, sondern ab Anfang. Wer also den grade animiert eingeblendeten Titel noch stehen lassen will, sollte die Zeit nicht zu kurz wählen.
Ansonsten habe ich aber mit PowerPoint schöne Animationen hinbekommen, auch wenn ich wirklich an die Grenzen des Programmes (oder meiner Kenntnisse) gestoßen bin.
So, Film fertig geschnitten, nun geht es an den Export. Sollte ja kein großes Problem sein… Ist es an sich auch nicht: Exportbutton anklicken, Format und Edit wählen, fertig. Doch was muss ich da sehen: In der von Lightworks exportierten Datei war das Bild zweimal übereinander drin! Und natürlich entsprechen gestaucht… Hieran bin ich beinahe verzweifelt, bis ich im Lightworksforum die Lösung gefunden habe: Man muss in den Projekteinstellungen, die „Display Optimisation“ von „Fields“ auf „Frames“ stellen. Warum auch immer…
Naja, eine halbe Stunde später war die Datei dann fertig, und konnte mit dem DVD Maker von Windows auf eine DVD gebannt werden. Nur wie hat es Lightworks geschafft, aus 12,5 GB Ausgangsmaterial (62min) 40 GB Film zu machen (33min). Halbe Länge, viermal so viele Daten…WTF?!
Ich habe also etwas mehr Programme gebraucht, aber mit diesem Setup konnte ich eigentlich meine Vorstellungen gut umsetzen. Nur PowerPoint ist etwas problematisch – und das einzige Programm das nicht kostenlos ist. Leider kenne ich keine mächtigere Alternative, die auch gratis bzw. in meinem Besitz ist.