Windows 10 von BIOS auf UEFI-Boot umstellen

Meine schon etwas betagte Windows 10-Installation startet immer noch im veralteten BIOS-Modus. Für ein Upgrade auf Windows 11 musste ich sie auf den modernen UEFI-Start umstellen. Das war leichter, als ich befürchtet hatte.

Kurz zum Hintergrund: Es gibt im Wesentlichen zwei Methoden das Betriebssystem zu starten: Die alte, inzwischen veraltete, BIOS-Methode und moderner über UEFI. Grundsätzlich funktionieren beide, Windows 11 setzt aber UEFI voraus. Eigentlich sollte sich die Startmethode relativ einfach umstellen lassen weil sie nur den Bootloader betrifft. Dem Betriebssystem selbst ist dann recht egal wie es in den Speicher gekommen ist. Bei Windows ist die Sache aber etwas komplizierter weil Microsoft sich entschieden hat das Thema Bootlader mit dem Thema Partitionierungsschema der Systemfestplatte zu koppeln. Auch dabei gibt es zwei Verfahren, das ältere MBR-Verfahren und das neue GPT-Verfahren. Technisch haben diese beiden Themen nicht miteinander zu tun, und es gibt keinen Grund warum ein UEFI-Bootloader nicht ein System von einer MBR-partionierten Festplatte starten können sollte. Bei Windows sind diese Themen aber gekoppelt: Der BIOS-Bootlader kann nur MBR und der UEFI-Bootlader nur GPT.

Es musste also nicht nur der Bootloader ausgetauscht werden sondern auch die Partitionierung der Festplatte geändert werden. Das hatte ich als sehr kompliziert im Kopf, so dass die Empfehlung immer in Richtung Neuinstallation ging. Tatsächlich gibt es aber (inzwischen?) das Tool mbr2gpt, welche das Partitionierungsschema umwandelt und die Bootlader austauscht. Damit war es dann (relativ) einfach.

Zunächst kann man prüfen, ob das Programm irgendwelche Probleme sieht. Dazu auf der Kommandozeile (mit Admin-Rechten) mbr2gpt /validate /allowFullOS ausführen. Der letzte Parameter erlaubt das Programm unter dem laufenden Windows auszuführen. Für die Validierung ist das kein Problem. Bei mir gab es tatsächlich etwas zu meckern: Die Systemfestplatte hatte mehr als 3 Partitionen, was aus irgendeinen Grund ein Problem ist. Dabei handelte es sich laut Datenträgerverwaltung um eine 500 MB-Systempartition, eine rund 460 GB große Windows-Partition sowie zwei 500 MB Wiederherstellungspartitionen. Warum ich zwei davon hatten war nicht ganz nachvollziehbar. Mit dem Befehl reagentc /info kommt man an mehr Informationen zu dem Thema:

PS C:\WINDOWS\system32> .\ReAgentc.exe /info
Konfigurationsinformationen zur Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE) und
zur Systemwiederherstellung:

    WinRE-Status:                          Enabled
    WinRE-Ort:                             \\?\GLOBALROOT\device\harddisk1\partition3\Recovery\WindowsRE
    Startkonfigurationsdaten-ID:           75be66a2-9933-11f0-a0b8-b5dd60e38d1e
    Ort des Wiederherstellungsimages:
    Index des Wiederherstellungsimages:    0
    Ort des benutzerdefinierten Images:
    Index des benutzerdefinierten Images:  0

REAGENTC.EXE: Vorgang erfolgreich.

Aus dem Teil „partition3“ bei „WinRE-Ort“ habe ich mal geschlossen, dass die dritte Partition die wesentliche war und die vierte weg konnte. Teilweise liegen dort wohl aber auch Daten des PC-Herstellers, also Vorsicht. Die Partition ließ sich dann mit diskpart löschen:

PS C:\WINDOWS\system32> diskpart
sel disk 1
sel part 3
del part override

Wichtig ist dabei die Angabe von override sonst weigert sich diskpart eine „wichtige“ Partition zu löschen. Danach war die Validierung von mbr2gpt erfolgreich.

Die eigentliche Konvertierung wird in der Windows-Rettungsumgebung ausgeführt. Dazu mit gedrückter Umschalt-Taste im Startmenü auf „Neu starten“ klicken und sich im dann erscheinenden Menü durch die „erweiterten Optionen“ klicken bis man eine Konsole bekommt. Dort führen wir dann die eigentliche Konvertierung mit mbr2gpt /convert aus, was bei mir rund 10 Sekunden gedauert hat.

Es gab offenbar ein Problem mit der Windows-RE-Umgebung, aber grundsätzlich hat alles funktioniert 🙂

Nun startet der Rechner – wie erwartet – zunächst nicht mehr, denn er ist ja noch auf BIOS-Start eingestellt. Das muss im BIOS geändert werden. Das war bei mir die nächste Hürde: Ich hatte „Fast-Boot“ aktiviert, so dass die USB-Geräte während des Starts nicht aktiviert werden. So konnte ich auf der Tastatur aber auch keine Tasten drücken um das BIOS-Setup aufzurufen. Schlussendlich habe ich die Lösung im Handbuch des Mainboards gefunden: Das BIOS-Setup wird auch aufgerufen, wenn man den Einschalter nach dem Start 4 Sekunden gedrückt hält. Sehr praktisch!

Im BIOS also von „Legacy-Boot“ auf „UEFI“ umgestellt, und schon läuft alles wieder. Das war trotz einiger Komplikationen einfacher als gedacht! Ich habe dann wie von mbr2gpt empfohlen die WinRE-Umgebung noch mal manuell deaktiviert und wieder aktiviert, ich weiß aber nicht, ob das einen Unterschied gemacht hat.

PS C:\WINDOWS\system32> .\ReAgentc.exe /disable
REAGENTC.EXE: Vorgang erfolgreich.

PS C:\WINDOWS\system32> .\ReAgentc.exe /enable
REAGENTC.EXE: Vorgang erfolgreich.

Als ich im BIOS-Setup unterwegs war, habe ich zufällig auch eine Option gefunden dass TPM zu aktivieren. Das war erstaunlich, weil ich eigentlich davon ausgegangen war, dass meine Hardware gar keins hat. Damit ist jetzt tatsächlich der einzige Blocker für das Windows 11-Upgrade meine „nicht unterstützte“ i5 6500 CPU (die allerdings auch von 2015 ist). Das ist bekanntlich ja die Einschränkung, die sich am einfachsten umgehen lässt und auch die, bei der ich am wenigsten Sorgen hätte das Microsoft wirklich mal erst macht, da es ja wohl recht wenig technische Gründe für die Nicht-Unterstützung älterer CPUs gibt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich aber schon entschlossen doch mal in neue Hardware zu investieren. Jetzt ärgere ich mich ein bisschen, auf der anderen Seite dürfte sich in den letzten zehn Jahren ja doch ein bisschen was getan haben. (Und ja, eigentlich wäre das der Zeitpunkt auf Linux umzusteigen. So richtig weiß ich auch nicht, warum ich das nicht einfach mal mache)

Abschließende Bemerkung zum Thema Secure-Boot: Secure-Boot funktioniert nur mit UEFI, ist aber keine Anforderung mit Windows 11. Mein Rechner läuft jetzt mit UEFI aber ohne Secure-Boot und das wird von der Kompabilitätsprüfung nicht bemängelt.

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